19.09.

 

Viertel nach neun (116.842 km) erreichten wir die estnisch-russische Grenze. Wir fuhren auf den ersten Schlagbaum zu und eine estnische Grenzbeamtin fragte uns etwas auf Estnisch, Russisch oder Serbokroatisch rückwärts. Wir zeigten ihr die Pässe und sie sagte das gleiche noch mal (oder was anderes... keine Ahnung). Wir reichten ihr andere Dokumente (Führerschein usw.). Sie stöhnte laut auf, drehte sich um und ging weg... Unglaublich! Kurz danach kam ein anderer Grenzbeamter und erklärte uns auf Englisch, dass wir vorher auf einem Parkplatz noch das Auto hätten registrieren müssen. Hallo? Stand das irgendwo? Ok. Wir zurück, für 4,50€ registriert und dann ging alles glatt. Die Else schaute noch mal in alle Schränke im Auto und gegen viertel vor zehn erreichten wir dann den ersten russischen Schlagbaum. Dort hat ein sehr netter russischer Grenzer uns das folgende Prozedere auf Englisch erklärt. Wir fuhren zum nächsten Schlagbaum und füllten dort die Migrationskarten aus. Die folgende Station ging ganz schnell und schon machte uns eine nette russische Grenzerin einen Stempel in den Pass. Vor uns waren vier Autos und schon gegen kurz nach 10 Uhr waren wir an der nächsten Station (Zoll). Das ging ja schnell bei den Vieren. Nun ja... keine Ahnung, wo das Problem war. Vielleicht, weil die BigBox mal ein Polizeiauto war? Oder einfach nur, weil wir deutsch und die anderen vor uns estnisch waren? Wir wissen es nicht. Der eigentliche Blick ins und ums Auto dauerte vielleicht 10 Minuten. Zwei nette Damen machten Fotos und ließen sich alle Schränke öffnen, etwas intensiver als die Estin. Aber trotzdem mussten wir warten und warten und warten. Wir mussten noch dreiundzwanzig Zollerklärungen ausfüllen. Außerdem wurden wir öfter mal nach Dokumenten gefragt. Wir hielten immer alles hin, weil wir nicht verstanden haben, was sie wollten. Dann hieß es immer: „njet“ und wir reichten ein Dokument nach dem anderen, bis es endlich das richtige war... Meistens verlangten sie „Passeporte“, was aber nicht etwa der Reisepass war, wie man vermuten könnte. Nein, meistens kam dann noch ein „Maschine“ hinterher und gemeint war damit der Fahrzeugschein. Das war das wichtigste Dokument von allen.

 

Es dauerte und dauerte. Die Grenzerin war sehr streng, sprach immer wieder eindringlich auf Russisch zu uns und machte ansonsten ihr Fenster zu. Die Putzfrau kam und ging... die Grenzerin führte dreiundachtzig Telefonate und dann... am Ende.... nach einunddreiviertel Stunden gab sie uns alle Dokumente zurück und ein freundliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Was für ein Gefühl... wir hatten es geschafft! Ich sagte zwei mal: „spasibo“ und hob den Daumen. Wir verabschieden uns mit einem netten „do svidaniya“ und um viertel nach zwölf ging es los ins Abenteuer Russland!

Unser erster Stopp war Pskov. Dort gab es an der Tankstelle Sprit für die BigBox (der Liter Diesel kostet 44 Rubel - 56,14 ct) und in einem großen Supermarkt Sprit (und Lebensmittel) für uns.

Wir haben uns noch kurz den Kreml von Pskov angeschaut. Aber dort war leider zu einem großen Teil Baustelle und bei 27° und knalle Sonne hatten wir auch nicht so viel Lust, uns viel anzuschauen.

Also fuhren wir weiter Richtung Petersburg. Kurz hinter Pskov fing dann eine Baustelle an. Und da die Russen anscheinend in anderen Dimensionen planen als die EU, war die Baustelle auch mal eben 120 km lang. Es ging von einer Baustellen-Ampel zur nächsten mit immer mal ein paar Kilometern Fahrspaß dazwischen. Als die Baustelle vorbei war, ging es zügiger voran. Aber da wir so viel Zeit verloren hatten, schafften wir es nicht, bis Petersburg durchzufahren. Leider gibt es überhaupt keine Parkplätze rechts und links der Straße. Nur alle Jubeljahre mal ein Dorf mit niedlichen kleinen Häusern.

Wir fuhren dann, als es anfing zu dämmern, einfach mal eine Straße ab, die nach ein paar hundert Metern zu einer Ortschaft führen sollte. Die Straße wurde sofort so schlecht, dass man nur noch 25 km/h fahren konnte. Der nächste Ort war echt ein Kulturschock! Kaum ein Weg, der von der Straße abging, war befestigt. Überall rotteten verrostete Autos vor sich hin und an den einzigen Plätzen, auf denen man eventuell für die Nacht hätte stehen können, waren Berge von Müll. Viele Häuser waren eingebrochen, der Dorfweiher, in dem die Leute angelten, voller Müll, ein zusammengebrochenes ehemaliges Fabrikgelände. Unglaublich! Dazwischen waren ab und an richtig schöne Häuser. Vor Schock habe ich nicht mal richtig Fotos gemacht, nur auf der Rückfahrt zwei verwackelte....

Wir fuhren wieder zurück zur Hauptstraße. Nach einigen weiteren Kilometern kam eine Tanke mit einem Parkplatz. Da haben wir dann angehalten.


20.09.

 

Am Morgen fuhren wir nach Kronstadt. Schon von weitem sieht man die goldene Kuppel der Marinekathedrale von Sankt Nikolaus. Die Kathedrale ist von außen wunderschön. Als wir allerdings hineingingen, waren wir nahezu überwältigt von ihrer Schönheit. Dazu kam noch, dass die ganze Zeit gesungen wurde und die Sonne stimmungsvoll durch die Fenster hineinschien, keinerlei Menschenmassen störten und wir eigentlich, wie es schien, die einzigen westlichen Touristen dort waren. Der Rest waren Einheimische oder russische Touristen.

 

Auf der Fahrt nach St. Petersburg: hier gibt es teilweise noch echt lustige Autos, aber auch moderne Gebäude. Das Lakhta Center ist 462m hoch und seit Januar 2018 das höchste Gebäude Europas.

In Petersburg haben wir erst verzweifelt eine Parkmöglichkeit gesucht und im Endeffekt direkt hinter der Eremitage geparkt.

Da Russland allerdings anscheinend momentan eine einzige Baustelle ist, war leider auch die Bluterlöser-Kirche teilweise eingerüstet. Schade.... auf die hatte ich mich am allermeisten gefreut.

Es gab aber auch viele andere Dinge zu bestaunen.

 

Die Eremitage

 

Und noch mehr Petersburg...

Dann verließen wir den Moloch... langsam...

 



21.09.

 

Es ging weiter Richtung Norden.

 

Keine Ahnung, was da vorgestern los gewesen ist. Wahrscheinlich sind wir durch Zufall im hässlichsten Dorf Russlands gelandet. Jedenfalls sah es heute komplett anders aus. Es gab fast gar keine Baustellen, die Straße war brandneu und irgendwann ließ auch der starke Verkehr nach. Direkt neben der Straße begann der Urwald. Ab und an sah man Straßenverkäufer, die meistens Pilze, Obst oder Gemüse verkaufen wollten.

Wir überquerten ein paar Flüsse und kamen wieder an vielen kleinen alten Holzhäuschen vorbei. Die Gärten waren teilweise voller Blumen. alles richtig nett.

Wir fuhren von der Hauptstraße ab nach Olonez und haben uns den Ort und die orthodoxe Kirche angeschaut.

Ein karelischer Friedhof irgendwo unterwegs.

 

Neben der Straße immer wieder Sumpf...

 

In Petrosawodsk sind wir im Supermarkt einkaufen gegangen. Es gab 1000 Sorten Wodka und getrockneten Fisch in der Chips-Abteilung.